Verzögerungswerte / Erkennbarkeit von ABS-Bremsspuren auf stark laubbedeckter nasser Asphaltfahrbahn

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Hauptautor

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Co-Autoren

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Medientyp

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Publikationsart

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Erscheinungsjahr

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Verlag

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Quelle

Dipl.-Ing. Alexander Wiek

Versuchs Nr.

22

Versuchstyp A

Bremsversuch

Versuchsart

Bremsversuch

Marke A

BMW

Bild 01


Bild 02


Bild 03


Bild 04


Bild 05


Bild 06


Bild 07


Bild 08

Versuchsdurchführung:

Es wurden Bremsversuche zur Ermittlung von Verzögerungswerten und zur Erkennbarkeit der Bremsspuren durchgeführt. Ort des Geschehens war ein langgestreckter asphaltierter Parkplatz mit regennasser und stark laubbedeckter Fahrbahn. Die Versuche fanden bei einer Ausgangsgeschwindigkeit von rund 60 km/h mit und ohne ABS statt.


Bremsversuche mit ABS:

Bild 01: Bremsversuch mit ABS

Da die Reifen bei der ABS-Regelung ständig kurzzeitig die Blockiergrenze erreichen, werden die dabei überfahrenen Blätter auf dem Asphalt teilweise zermahlen. Da erstmals am Vorabend die Blätter auf dem Asphalt lagen, waren die „Spuren“ sehr gut erkennbar. Normale Überfahrversuche ohne starke Bremsungen zeigten jedoch, dass die Blätter lediglich überfahren und nicht zermahlen werden. Bild 3 zeigt, dass bei ABS-Bremsungen einzelne zermahlene Blätterteile als „Bremsspur“ erkennbar sind

Bild 02: ABS-Bremsspur durch teilweise zermahlene Blätter in Grenzen erkennbar.

Bild 03: ABS-Bremsspur erkennbar an den teilweise zermahlenen Blättern. (waagerechte „Spur“ in der Mitte des Bildes)


Bremsversuche ohne ABS

Bild 04: Bremsversuch ohne ABS. Deutlich erkennbare Spurzeichnung durch die „Mitnahme“ der Blätter.

Bei den Bremsversuchen ohne ABS war die Spurzeichnung deutlich durch die „Mitnahme“ der Blätter aufgrund der blockierten Vorderräder erkennbar. Bild 06 zeigt die Erkennbarkeit der Bremsspur weiterhin an den sehr fein zermahlenen Blätterresten. Vor den Vorderrädern bildeten sich Blätterkeile. Diese Blätterkeile wirkten sich jedoch nicht positiv auf die Verzögerungswerte aus – im Gegenteil. Die Verzögerungswerte bei den Bremsungen ohne ABS lagen rund 1 bis 1,5 m/s2 niedriger. Unter der Aufstandsfläche der blockierten Reifen bildete sich im Gegensatz zu den ABS-Bremsungen ein „Wasser-Blätter-Brei“, der einen geringen Reibwert zwischen Reifen und Fahrbahn zur Folge hatte.

Bild 05: Bremsung ohne ABS. Blätterkeil vor dem Vorderreifen.

Bild 06: Bremsspur ohne ABS. Durch das Bild zieht sich eine waagerechte Spur von sehr fein zermahlenen Blätterresten.

Verzögerungswerte:

Versuchsgelände
- Temperatur 7,5 ° Grad C.
- nasse Asphaltfahrbahn
- stark laubbedeckte Fahrbahnoberfläche

Versuchsfahrzeug:
- BMW 525i touring
- Reifen 205/65 R 15 M+S 10 mm Profiltiefe
- ABS abschaltbar

Vollverzögerungswerte mit ABS: 5,6 bis 6,0 m/s2 Mittelwert: 5,8 m/s2
Vollverzögerungswerte ohne ABS: 4,1 bis 4,6 m/s2 Mittelwert: 4,4 m/s2

Bild 07: Beispiel einer ABS-Bremsung Längs + Querverzögerung

Bild 08: Beispiel einer Blockierbremsung mit ABS. Längs + Querverzögerung


Fazit:

Trotz der schlechten Witterungsbedingungen mit stark laubbedeckter nasser Fahrbahn waren bei ABS Bremsungen recht gute Verzögerungswerte um 5,8 m/s2 erzielbar. Bei den Blockierbremsungen ohne ABS zeigten sich deutlich schlechtere Verzögerungswerte um 4,4 m/s2. Dies lässt sich hauptsächlich dadurch erklären, dass sich bei der Bremsung ohne ABS zwischen Reifen und Fahrbahn ein Gemisch aus Wasser und zermahlenen Blättern bildete, was den Reibwert stark verringerte.
Sowohl ohne als auch mit ABS ist eine „Bremsspur“ auf stark laubbedeckter Fahrbahn durch die zermahlenen Blätter in Grenzen erkennbar.


* Dipl.-Ing. Alexander Wiek, öffentlich bestellter und vereidgter Sachverständiger für Straßenverkehrsunfälle

IB Wiek
Bensberger Strasse 332
51503 Rösrath-Forsbach.